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Kritik - Frankenstein / Autorin: Astrid Wey

Frankenstein

 

Fürth

22.10.2023
Stadttheater Fürth

 

Autorin: Astrid Wey

 

 

Frankenstein - Wer ist eigentlich das Monster?

 

Einer der berühmtesten Romane aller Zeiten, Mary Shelleys 'Frankenstein ' erschien 1818 und gilt als einer der ersten Science Fiction Romane. Er handelt von einem Mann, der nur noch dafür lebt, Leben zu erschaffen. Als ihm das gelingt, entwickelt sich die geschaffene Kreatur zu einem Individuum, das Forderungen an seinen Schöpfer Viktor Frankenstein stellt und diesen dadurch schnell überfordert.

 

Der kauzige Viktor Frankenstein und sein bester Freund, der lebenslustige Henry Clerval, nehmen gemeinsam ihr Studium in Ingolstadt auf. Viktor kann jedoch die gemeinsame Nacht mit Elisabeth, mit der er in der Schweiz aufgewachsen ist, nicht vergessen. Nachdem er die Nachricht vom unerwarteten Tod seiner Mutter erhält, stürzt er sich in seine Forschung und versucht, seinen Professor von seiner Vision des 'Leben ohne Tod' zu überzeugen. Um die Gunst von Professor Weishaupt zu gewinnen, beschafft Viktor zusammen mit Henry einen Leichnam für die Anatomie.

 

Henry, der Viktor beim Leichentransport hilft, verliebt sich im Wald in die geheimnisvolle Mara. Viktor geht vollends in seiner Arbeit auf und wird von Weishaupt in den Illuminatenorden aufgenommen. Elisabeth bemerkt, dass sie ein Kind von Viktor erwartet und kommt nach Ingolstadt, um ihm einen Heiratsantrag zu machen, den dieser jedoch ablehnt.

 

Während Viktors Arbeit Fortschritte macht, hält Henry um Maras Hand an. Doch als Henry Maras Familiengeheimnis erfährt, flüchtet er schockiert und erzählt Viktor davon. Dies bringt Viktor die zündende Idee und es gelingt ihm, sein Geschöpf zum Leben zu erwecken. Als er jedoch realisiert, was er getan hat, flüchtet er in die Schweiz zu Elisabeth und seinem kleinen Bruder.

Dort versucht er, sich abzulenken und er und Elisabeth gestehen einander ihre Liebe. Als Viktors Bruder Wilhelm tot gefunden wird, ist Viktor sicher, das sein Geschöpf ihn umgebracht hat. Henry und Viktor fahren zurück nach Ingolstadt, weil die Kreatur von Viktor verlangt, ein zweites Geschöpf zu erschaffen. Dort erhalten sie Besuch von Mara, die eine Vision von Elisabeths Tod hatte, und nun Angst um Henry hat. Sie bittet Henry, mit ihr zu gehen, weil er im Wald sicher ist, aber Henry liefert sie stattdessen der Polizei aus. Noch in der gleichen Nacht wird auch Henry vom Geschöpf getötet. Schockiert flieht Viktor wieder in die Schweiz. Kurz nachdem er dort von der Schwangerschaft erfährt, bringt das Geschöpf auch Elisabeth um und nimmt das Kind an sich. 

 

Das Musical 

Das Musical Frankenstein entstand in einer Kooperation der Luisenburg Festspiele Wunsiedel mit dem Stadttheater Fürth und hatte am

16. Juni 2023 in der Luisenburg Welturaufführung. Nach der Sommerspielzeit auf der Luisenburg wurde das Musical vom 13.10.-22.10.2023 im Stadttheater Fürth gezeigt. Buch und Liedtexte schrieb Kevin Schröder angelehnt an die Buchvorlage von Mary Shelley, während die Musik aus der Feder von Marian Lux stammt.

 

Das sehr beeindruckende Bühnenbild besteht in erster Linie aus Adern und Muskeln und wirkt sehr bizarr. Mithilfe von 2 beweglichen Treppen wird das Bühnenbild immer wieder leicht verändert. Mal werden die Darsteller schwungvoll auf den Treppen im Kreis herumgedreht, mal dienen die Treppen dazu, die obere Ebene der Bühne zu erreichen. Sehr imposant ist auch die große Maschine, mit deren Hilfe Viktor sein Geschöpf zum Leben erweckt. Diese wird in den entsprechenden Szenen auf die Bühne gerollt. 

 

Bei den Kostümen sind insbesondere die Kostüme des Ensembles (der Anderen) hervorzuheben. Tritt das Ensemble zu Anfang in exzentrischen bunten Kostümen auf, werden diese zunehmend skelettähnlicher bis sie - passend zum Bühnenbild - nur noch aus roten Muskelfasern bestehen. Die Kostüme der Hauptdarsteller sind angepasst an die Zeit, in der das Stück spielt. Das weiße Kostüm, das der Professor bei einer Zusammenkunft des Ordens trägt, erinnert an ein Engelskostüm.

 

Die Musik in dem Stück bedient verschiedenste Genre. Von elektronischen Klängen über rockige Töne bis hin zu Balladen unterstützt die Musik die Handlung auf der Bühne. 2023 sind Marian Lux und Markus Syperek zurecht mit dem "Deutschen Musical-Theater-Preis" für das 'Beste Musikalische Gesamtbild' ausgezeichnet worden. Die Choreografien von Bart de Clerk sind abwechslungsreich, ausdrucksstark und hervorragend an die Musik angepasst. Dynamisch wird mit ihnen das Monster zum Leben erweckt.

 

Ich halte Frankenstein für eine großartige Inszenierung mit fabelhafter Cast. Ein gr0ßes Lob an die Veranstalter für den Mut, mal etwas ganz Neues auf die Bühne zu bringen, anstatt immer die bekannten Klassiker aufzuwärmen. Es bleibt zu hoffen, dass die Dernière in Fürth nicht die letzte Aufführung dieses fantastischen Musicals war.

Das Musicalerlebnis auf der kleineren Bühne des Stadttheaters hat mir persönlich noch besser gefallen als auf der Felsenbühne, da die Bühne komprimierter ist und die Darsteller mehr miteinander spielen können. Dazu ist das Publikum viel näher am Geschehen und wird so noch stärker in den Bann der Geschichte hineingezogen.

Allerdings ist es für die Zuschauer nicht immer ganz einfach, der Handlung zu folgen. Es ist in einigen Szenen nicht ganz klar, ob die dargestellte Szene gerade passiert, oder ob es sich um Träume oder Gedanken handelt. Hier ist es unbedingt empfehlenswert das Programmheft vorab zu lesen, um der Handlung besser folgen zu können.  

 

Die Thematik des Stücks ist durchaus aktuell und stellt der Zuhörerschaft diverse Fragen:

Wie weit darf die Forschung gehen? Ist KI ein Segen oder ein Fluch für die Menschheit? Wer ist eigentlich das Monster?

Suchen wir nicht alle jemanden, der uns liebt?

 

Die Cast 

Jonas Hein brilliert als Viktor Frankenstein und durchlebt als dieser die unterschiedlichsten Gefühle. Mal schüchtern, mal besessen, ausgelassen, traurig, zuversichtlich, zweifelnd oder überheblich schafft er es, diese Emotionen sowohl spielerisch als auch gesanglich großartig zu vermitteln. Jonas Hein meistert diese physisch und psychisch herausfordernde Rolle bravourös. Er spielt diesen Part nicht nur, er IST Frankenstein.

 

Timo Stacey ist Viktors bester Freund Henry Clerval , der ihm immer hilft, wenn er gebraucht wird. Im Gegensatz zu Viktor ist Henry ein Lebemann, der das Studentenleben in vollen Zügen genießt. Mit seinem charmanten und charismatischen Auftreten gewinnt er das Publikum schnell für sich und begeistert durch seine Energie auf der Bühne. 

 

Elisabeth Latenza, gespielt von Mareike Heyen, ist als Viktors Ziehschwester mit ihm aufgewachsen, hat sich in ihn verliebt und erwartet sogar ein Kind von ihm. Stimmgewaltig drückt sie ihre Gefühle aus und steht durchgängig zu ihrem Geliebten, selbst nachdem sie zurückgewiesen wird. Mit ihren emotionalen und großartig vorgetragenen Balladen trifft sie das Publikum direkt ins Herz.

 

Das geheimnisvolle, elfenhafte Waldmädchen Mara wird verkörpert von Faye Bollheimer. Sie umgibt eine Mystik, die unterstrichen wird von wunderschönen Gesangsdarbietungen mit einer engelhaften Stimme. Schnell wird dem Publikum klar, dass sie ein Geheimnis umgibt. Ein großes Kompliment, wie fantastisch sie das blinde Mädchen spielt. 

 

Torsten Ankert als Professor Weishaupt ist ein gefragter Gelehrter, der sich von seinen Illuminaten feiern und vergöttern lässt. 

Mit langen Haaren und rockiger Stimme wirkt er mehr wie ein Rockstar als ein Wissenschaftler. Es gelingt ihm vorzüglich, den Professor als abgeklärten Gelehrten darzustellen, der vor nichts zurückschreckt und seine Studenten für seine Zwecke ausnutzt.

 

In der Rolle des Ensembles und 'der Anderen' sieht man Kimberley BolenFides Groot LandeweerSascha LuderSilvio RömerEkaterini Tsapanidou und Elias Ziegler. 'Die Anderen' verkörpern quasi die sechste Hauptrolle in Frankenstein. Sie stellen primär das Monster dar und sind fast die ganze Zeit über präsent und begleiten die Handlung. In einigen Szenen verkörpern sie auch weitere Figuren wie zum Beispiel Studenten oder den Pfarrer.

 

Als Viktors kleiner Bruder Wilhelm steht Georg Popp auf der Bühne. 

 

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