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Kritik - Rock of Ages / Autorin: Astrid Wey

Rock of Ages

 

NÜRNBERG

05.04.2024
Meistersingerhalle

 

Autorin: Astrid Wey

 

Rock of Ages

Wie schon bereits 2023 ist auch 2024 das Musical "Rock of Ages" wieder auf großer Tour und begeistert das Publikum in Deutschland, Österreich und diesmal auch in der Schweiz. Seit der Broadwaypremiere 2005 tourt das Stück immer wieder durch die ganze Welt und ist durch die Verfilmung 2012 noch bekannter geworden. Legendäre Rockhits entführen die Zuschauer zurück in die 80er Jahre.

 

"Rock of Ages" spielt im Los Angeles der 80er Jahre im legendären Club Bourbon Room auf dem Sunset Strip. Drew, der Großstadtboy aus Michigan, der von einer Karriere als Rockstar träumt, trifft auf Sherrie, das Kleinstadtmädchen, das nach L.A. gekommen ist, um Schauspielerin zu werden. Zwischen den Beiden bahnt sich eine Love Story an, denn 'jedes gute Musical hat eine Lovestory' erklärt der Erzähler Lonny Barnett dem Publikum. Motiviert von großzügigen Zahlungen des Schweizers Hertz Kleinmann und dessen Sohn Franz, will der Bürgermeister der Stadt auf dem Sunset Strip 'aufräumen' und in dem Zuge auch den Bourbon Room abreißen. Dies missfällt der Stadtplanerin Regina, die prompt eine Protestaktion ins Leben ruft, um den Kult des Sunset Strips zu bewahren. Als Dennis, der Eigentümer des Bourbon Room, von den Abrissplänen erfährt, will er seinen Club ein letztes Mal zum Beben bringen mit einem Konzert der legendären Band Arsenal und ihrem Leadsänger Stacee Jaxx. 

 

Ich durfte mir dank Showslot das Musical "Rock of Ages" am 5.04.24 in Nürnberg anschauen.

 

Das Musical 

Die Musik wird live von einer tollen fünfköpfigen Band gespielt, die mit ins Bühnenbild integriert wurde. Ein Klassiker der 80er jagt den nächsten, die Musik ist ein gelungener Mix aus bekannten Rock-Hymnen und Balladen, z.B. "Here I go again", "The Final Countdown", "Can't Fight this feeling", "More than words", "Every rose has its thorn" und "Don't Stop Believin".

 

Das Bühnenbild zeigt primär den Bourbon Room, ein Wechsel des Schauplatzes wird durch leuchtende Neonschilder dargestellt. Die Beleuchtung ist nicht immer optimal, oft wird das Publikum geblendet. 

Durch die  Kostüme und Frisuren fühlt man sich  ins Rockmilieu der 80er versetzt. Die Choreografien sind energiegeladen und dynamisch und im gesamten Stück gibt es viele Tanzszenen.

 

Rock of Ages besticht durch die großartige Musik, die viele Ohrwürmer liefert. Zum Glück sind nur die Dialoge auf Deutsch übersetzt, bei den Songs werden die englischen Originaltexte gesungen. Die Handlung hat zwar nicht viel Tiefgang, wird  jedoch unterhaltsam und humorvoll präsentiert. Die gesamte Cast ist spielerisch und gesanglich top und die Band spielt großartige Live Musik. Die Atmosphäre ist fast wie bei einem Rockkonzert, so dass hier sowohl Musicalfans als auch Fans der Musik der 80er Jahre auf ihre Kosten kommen. Das Lichtkonzept ist jedoch verbesserungsfähig, es ist unangenehm, wenn man im Zuschauerraum immer wieder geblendet wird. Zudem ist kritisch anzumerken, dass in der Meistersingerhalle alles ebenerdig bestuhlt ist, so dass die Sicht aus den hinteren Reihen nicht besonders gut ist.

 

Die Cast 

Felix Freund begeistert als Drew Boley. Gesanglich liefert er eine fantastische Leistung und hat das Publikum gleich in seinen Bann gezogen. Absolut authentisch und glaubwürdig spielt er den schüchternen Jungen, der davon träumt, ein Rockstar zu werden. Drew kellnert im berühmten Bourbon Room und schreibt seine eigene Musik. Als er Sherrie trifft, überzeugt er seinen Chef, das Mädchen auch als Kellnerin zu engagieren. Von Anfang an ist er in Sherrie verliebt, ist aber zu schüchtern, seine Gefühle zu äußern. Nach einem Live Auftritt im Bourbon Room wird ihm von einem Produzenten ein Vertrag angeboten. Allerdings versucht das Plattenlabel, ihn als Leadsänger einer  Hip Hop Boyband zu vermarkten, was ihm gar nicht gefällt. So verlässt er die Band und jobbt als Pizzabote. Keiner seiner Träume scheint in Erfüllung zu gehen! Er ist immer noch kein Rockstar und sein Traumgirl hat er auch nicht bekommen. Schließlich macht der Erzähler Lonny ihm klar, dass er selber verantwortlich ist für sein Happy End und er macht sich auf die Suche nach Sherrie.

 

Julia Taschler stellt eine tolle Sherrie dar. Sie überzeugt als das Mädel vom Land, das von der großen Schauspielkarriere träumt und harmoniert sehr gut mit Felix Freund. Gesanglich meistert auch sie sowohl die rockigen Stücke als auch die Balladen bravourös. Nachdem Drew Sherrie beim gemeinsamen Date in seiner Unbeholfenheit sagt, dass sie beide 'nur Freunde' seien, ist sie enttäuscht und lässt sich mit Stacee Jaxx ein. Arbeitslos und allein trifft sie auf die Nachtclubbesitzerin Justice, die ihr einen Job als Stripperin anbietet. Dort trifft sie auf den betrunkenen Stacee Jaxx, der sie nötigt, für ihn zu tanzen und entscheidet daraufhin, den Venus Club zu verlassen.

  

Benjamin Hauschild führt als 'Erzähler' Lonny Barnett durch das Musical. Mit viel Witz und Charme erzählt er die Geschichte, adressiert aber auch das Publikum und die Darsteller direkt, z.B. weist er immer wieder daraufhin, dass dies ein Musical ist, in dem eine gute Lovestory nicht fehlen darf und das ein großes Pausenfinale benötigt. Im 2. Akt erklärt er Drew, dass die Autoren des Musicals verantwortlich sind für die Storyline und dass alles so unglücklich gelaufen ist. Gleichzeitig ermutigt er den Jungen, selber für sein 'Happy End' zu kämpfen.

 

Frank Winkels rockt die Bühne als  Dennis Dupree, den Eigentümer des Bourbon Room und beeindruckt sowohl durch sein authentisches Spiel als auch durch seine rauchige Stimme. Als Dennis von den Plänen des Bürgermeisters erfährt, den Sunset Strip und mit ihm auch den Bourbon Room abzureißen, versucht er ein letztes Mal großes Geld zu machen, indem er Stacee Jaxx und seine Band Arsenal überzeugt, ihr Abschiedskonzert in seinem Club zu veranstalten. 

 

Sasha di Capri  spielt den egozentrischen und schmierigen Stacee Jaxx herausragend und sowohl mit einem Quentchen Selbstironie als auch einer großen Portion Sex-Appeal. Mit seiner fantastischen Stimme berauscht er nicht nur Sherrie, sondern das ganze Publikum. Als Stacee Jaxx im Bourbon Room ankommt, zieht er alle weiblichen Wesen in seinen Bann und auch Sherrie ist völlig hingerissen von ihm.

 

Amanda Whitford ist die Stripclub-Chefin Justice. Mit Witz, Ironie und rauchiger Stimme bringt sie eine tolle Leistung auf die Bühne. Als Justice Sherrie auf der Strasse trifft, bietet sie ihr einen Job in ihrem 'Gentleman's Club' an. Sie erzählt ihr, dass viele Kleinstadtmädchen, die in L.A. Karriere machen wollen, letztendlich als Stripperin enden. 

 

Julian Schier und Martijn Noort sorgen als das Vater-Sohn Paar Hertz und Franz Kleinmann dafür, dass auch der Humor nicht zu kurz kommt. Mit ihrer Schweizer Mentalität und dem übertrieben eingesetzten Dialekt sorgen sie immer wieder für Lacher im Publikum. Eine tolle Bühnenleistung der beiden Eidgenossen. Die Schweizer Entwickler überzeugen den Bürgermeister davon, den Sunset Strip von "Sex, Drogen und Rock'n Roll" zu befreien und dort ein neues, sauberes Wohngebiet zu schaffen. Franz verliebt sich in Regina, die die Protestaktion gegen die Bauvorhaben anführt und hinterfragt das ganze Projekt. Eigentlich träumt er davon, in der Schweiz seinen eigenen Schokoladen zu eröffnen und ermutigt von Regina rebelliert er gegen seinen Vater. Als Franz abreist, bereut Hertz sein Verhalten. Er beschließt, Franz bei der Verwirklichung seines Traums zu unterstützen.

 

Stephanie Löblich spielt die Stadtplanerin Regina mit viel Herz und Charme. Sie begeistert mit  ihrer ungemeinen Spielfreude und ihrer wunderschönen Stimme. Als die Stadtplanerin von den Plänen des Bürgermeisters erfährt, den Sunset Strip abzureißen, startet sie eine Protestbewegung. Sie überzeugt Franz, sich gegen den Vater aufzulehnen und seine eigenen Träume zu verfolgen. 

 

Das gesamte Ensemble überzeugt mit großer Spielfreude und einer fantastischen Energie auf der Bühne und reißt das Publikum bei den vielen Tanzszenen mit. Im Ensemble standen auf der Bühne: 

Valerio Croce ( Joey Primo), Lisa Becker (Kellnerin 1), Kim Unger (Constance Sack), Maria Pambori (Angel Destiny), Erika Del Re (Angel Saphira)

 

Band: Luis Richter, Patrick Rühl, Leonard Kunstmann, Marco Saller, Christoph Helm

 

Es wurden bereits die Termine für das nächste Jahr bekannt gegeben. Also wer nach diesem Einblick Lust bekommen hat sich das Stück ebenfalls anzuschauen, schaut gerne beim Ticketverkauf für die "Rock of Ages - Tour" 2025 vorbei!

 

 

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