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Kritik - Zeppelin Das Musical

Zeppelin - Das Musical

 

Füssen

15.06.2024

Festspielhaus

 

Autorinnen: Bianca Dressel und Astrid Wey

 

Zeppelin - Das Musical

Mit dem Musical Zeppelin ging für Komponist Ralph Sigel ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Nachdem die Premiere pandemiebedingt verschoben werde musste, war es 2021 im Festspielhaus Neuschwanstein endlich soweit.  Die aufwändigste Produktion und die zweite Welturaufführung nach dem Ludwig²-Musical im Jahr 2005 wurde mit viel Prominenz gefeiert und findet, bis heute,  beim Publikum großen Anklang.

Wir danken dem Festspielhaus Neuschwanstein, dass wir die Geschichte des Grafen Zeppelins und der Hindenburg am 15.06.2024 vor Ort erleben durften.

 

Das Musical

Das Musical erzählt in zwei großen, parallel verlaufenden Handlungssträngen zum einen das Leben des Luftfahrtpioniers Graf Zeppelin.  Der Junge Graf ist, zum Leidwesen seines Vaters, mehr an der (Flug-)Technik als am Geschäft interessiert ist. Selbst als er den Bürgerkrieg in den USA beobachten soll, gibt er seinen großen Traum vom Fliegen nicht auf. Nach einigen Fehlversuchen und Enttäuschungen ist es seine wohlhabende Frau Isabella, die seinen Traum zu ihrem macht und mit ihm alles riskiert, um diesen Traum zu leben. Er selber erlebte die Fahrt der Hindenburg nicht mehr, aber der Name Zeppelin wurde allgemein zum Begriff für Luftschiffe und ist es bis heute geblieben.

Im zweiten Handlungsstrang, erzählt das Stück den letzten Flug der Hindenburg, der in der Katastrophe von Lakehurst endete.  36 Menschen kamen beim Absturz des Luftschiffs am 6. Mai 1937 ums Leben. Beleuchtet werden hierbei die verschiedenen Geschichten der Passagiere, die alle Träume und Hoffnungen in die Fahrt mit der Hindenburg nach Amerika haben und auf ein neues, anderes Leben dort hoffen.

 

Das Kreativteam:

Grundlage des Buchs von Hans Dieter Scherer sind 2 Handlungsstränge: Die Geschichte des Grafen Ferdinand von Zeppelin und die letzte Reise und der Absturz der Hindenburg.  Dabei gibt es viele Sprünge zwischen beiden Erzählsträngen, die es für den Zuschauer schwierig machen, der Geschichte zu folgen. Darüber hinaus gibt es an Bord der Hindenburg viele Passagiere und Besatzungsmitglieder, die auch mit eigenen Songs ihre Geschichte erzählen. Dies führt dazu, dass es dem Publikum schwerfällt, sich mit einer Person zu identifizieren und mit dieser mitzufühlen. Mit 3:15 min reiner Spielzeit ist das Musical sehr lang und an einigen Stellen auch etwas langatmig. 

 

Die Musik von Ralph Siegel ist abwechslungsreich und vielfältig. Das Thema 'Die Hindenburg' taucht immer wieder auf und bleibt dem Zuschauer im Ohr. Besonders hervorzuheben sind die Stücke 'Lass uns einfach fliegen', 'Immer noch' und der letzte Song 'Wo führt der Weg uns hin?'.

Das Bühnenbild in Zeppelin ist sehr aufwändig und imposant. Alle Elemente werden eindrucksvoll eingesetzt: Feuer, Wasser und Luft. 

In der Absturzszene der Hindenburg brennt echtes Feuer, die einzigartige Wasserbühne des Festspielhauses kommt im ersten Akt zum Einsatz und ein Höhepunkt ist sicherlich, wenn ein Zeppelin über den Köpfen des Publikums auch durch den Zuschauerraum schwebt. Die große Drehbühne des Festspielhauses wird optimal genutzt. Die riesige Konstruktion eines Zeppelingerippes beherrscht in den meisten Szenen das Geschehen. Auch ein Heißluftballon findet den Weg auf die Bühne. Außerdem werden vielfach Projektionen geschickt eingesetzt, wie z.B. auch Filmaufnahmen der echten Hindenburg. Lichteffekte verstärken zusätzlich die Wirkung von Schauspiel und  Musik.

Die Choreographien von Stefanie Gröning sind abwechslungsreich und schwungvoll. Das Musical begeistert durch viele Tanzchoreographien, die durch die Größe des Ensembles besonders beeindrucken. Darüber hinaus wird in einigen Szenen noch Luftakrobatik an Tüchern und Reifen geboten.  Trotz der Größe des Ensembles  wirkt die Bühne zu keiner Zeit überladen.

Die Kostüme sind vielfältig, authentisch und zeitgemäß. Einfache Kleidung der Fabrikarbeiter, Anzug und Frack bei den von Zeppelins, SS Uniformen, Uniform des Kapitäns und der Stewards, verschiedenste Outfits der Tänzerinnen, um hier nur einige aufzuzählen. 

 

Die Cast

Marc Gremm spielt Ferdinand Graf von Zeppelin, der sich von Kindheit an schon für Technik interessiert und nach seiner Militärlaufbahn, mit der Unterstützung seiner Frau Isabella, versucht, seinen Traum vom Fliegen zu realisieren. Marc Gremm lässt ein wenig Ausdrucksstärke vermissen und kann auch stimmlich nicht überzeugen.

 

Madeleine Haupt als Isabella Gräfin von Zeppelin überzeugt sowohl spielerisch als auch stimmlich. Ausdrucksvoll und leidenschaftlich füllt sie die Rolle sehr gut aus.  Isabella liebt ihren Mann sehr und unterstützt ihn auf ganzer Linie dabei, seine Vision umzusetzen.  

 

Florian Soyka begeistert als dominanter, ungehaltener Nazi und eifersüchtiger Ehemann Lutz Grivius . Überzeugend verkörpert er den gemeinen, selbstgerechten und aufbrausenden Charakter und auch gesanglich ist er top.  Grivius verdächtigt seine Frau, ihn zu betrügen. Des weiteren schikaniert er die jüdische Kabarettsängerin an Bord und lässt sie auf der Hindenburg festnehmen und in eine Kabine einsperren.

 

Misha Kovar stellt die jüdische Kabarettsängerin Emmy Berg mit ihrem Wiener Dialekt sehr authentisch dar. Leidenschaftlich verkörpert sie die Künstlerin, die in die USA flüchten will, um der Verfolgung durch die Nazis zu entkommen. Gesanglich ist Misha Kovar großartig, eine hervorragende Besetzung für die Rolle. 

 

Michael Thurner spielt Paul Stiller, den Pianisten von Emmy Berg, der an Bord für die musikalische Unterhaltung zuständig ist. An Bord verliebt er sich in die Schauspielerin Lilli van Hoeven, die Ehefrau von Lutz Grivius. Thurner füllt die Rolle mit viel Leidenschaft und Charisma und harmoniert stimmlich sehr gut mit Antonia Streitenberger, die als Filmstar Lilli van Hoeven das Leben an Bord der Hindenburg genießt. Das Liebesduett der Beiden 'Lass uns einfach fliegen' ist ein musikalisches Highlight des Stücks. Auch schauspielerisch ist Antonia Streitenberger eine sehr gute Besetzung für die Rolle der Lilli.

 

Kathryn Wieckhorst geht als die Reporterin Kathy Wigman an Bord und begeistert durch ihre Spielfreude und ihre volle Stimme. 

 

Michael Schneider als der Patisseur Jean Pierre mit absolut authentischem französischen Dialekt sorgt für die süßen Schmankerl an Bord und spielt sich mit Witz und Charme in die Herzen der Zuschauer.

 

Oliver Sekula ist in 2 Rollen auf der Bühne zu sehen. Als Friedrich Graf von Zeppelin spielt er Ferdinands Vater, der sich wünschen würde, sein Erstgeborener wäre mehr am Geschäft als an der Technik interessiert. In der Rolle des Reporters Herbert Morrison berichtet er an der Absturzstelle vom Unglück der Hindenburg.

 

Auch an Bord war die amerikanische Familie Cagney, verkörpert durch Jörg Hilger als Jim Cagney, Robert Ehrt als Jimmy Cagney und Stefanie Kock als Mrs. Cagney.

 

In weiteren Rollen waren zu sehen: Samuel Dinner als Ferdinand (Kind), Lea Schmid als Eugenie (Kind), Liam Bonafede als Eberhard (Kind), Jens Rainer Kalkmann als Dr. Hugo Eckener, Christina Greil als Hanna Keller, Mave O'Rick als der Staubsaugervertreter Sigge Caspar Eklund, Martin Melders als der Künstler Ben Dova, und Lutz These als Kapitän Pruss.

 

Ensemble und Kleinrollen: Elke Rücker-Klapper, Michael Konicek, Daniel Hauser, Timo Pfeffer, Johannes Breitsamter, André Naujoks, Katharina Hößle, Angelika Erlacher, Immanuel Grau,

 

Tanzensemble: Alina Groder, Anna Martens, Doris Teichmann, Hannah Schöll, Kristina Bösl, Christina Reuter, Natasha Fuchs, Lea Birkhoff, Karin Paulsburg (Akrobatik)

 

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