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Kritik - and Juliet - USA

And Juliet - USA

 

NEW YORK CITY

Stephen Sondheim Theatre

 

Quelle: https://andjulietbroadway.com/and-more/

 

And Juliet 

Nach erfolgreichen Produktionen am Londoner West End und in Toronto erreichte And Juliet im Winter 2022 den Broadway in New York City und läuft dort sehr erfolgreich im Stephen Sondheim Theater. 

Das Musical "And Juliet" hinterfragt, was eigentlich passiert wäre, wenn sich Julia nach Romeos Vergiftung nicht selbst das Leben genommen hätte. Anne verlangt von ihrem Ehemann Shakespeare, dass er endlich mal keine Tragödie schreibt und möchte, dass die Frauen in seinen Stücken ihre eigenen Entscheidungen treffen dürfen. Also nimmt sie die Feder in die Hand und schickt Julia auf der Flucht vor ihren Eltern mit ihren besten Freunden April und May und ihrer Nanny Angelique nach Paris, um endlich mal etwas Spaß zu haben. Dort verdreht sie natürlich sofort wieder der Männerwelt den Kopf. Francois hat in Lance einen Vater, der zwar ebenfalls nur das Beste für seinen Sohn möchte, aber diesen dadurch auch sehr unter Druck setzt. Aber auch Julias Mitreisende verlieben sich und dadurch, dass Shakespeare auch selbst wieder die Feder an sich reißt, nimmt somit das Drama seinen Lauf!

 

Das Musical

Die Musik dieses Jukebox Musicals stammt aus der Feder des Komponisten Max Martin,

dessen Musik weltweit einen hohen Bekanntheitsgrad genießt und der als einer der erfolgreichsten Songwriter der Welt gilt. Aus seiner Feder stammen Songs wie "Oops!... Idid it again” (Britney Spears), “Roar” (Katy Perry), “Show me the meaning of being lonely”

(Backstreet Boys) und “It’s gonna be me” (NSYNC). Die Songs sind unglaublich clever und passend in die Geschichte eingebunden. Der Beginn eines Songs wirkt nie erzwungen oder seltsam. Der Sound im Sondheim Theater ist trotz der Lautstärke, die sich eher wie ein Konzert als ein klassisches Musical anfühlt, absolut perfekt und jedes Wort, sowohl gesprochen als

gesungen, ist glockenklar und gut zu verstehen. Dieses Musical lebt von einem guten Soundsystem und hervorragenden Vokalisten und beides war an diesem Abend vorhanden.

Die Geschichte, geschrieben von David West Read, ist witzig und behandelt gleichzeitig wichtige Themen wie Gleichberechtigung und Akzeptanz auch hier, ohne zu gezwungen oder belehrend zu wirken. Besonders die Darstellung des Non-binären Charakters May sticht hier positiv heraus.

&Juliet spielt im recht frisch renovierten Stephen Sondheim Theater und, wie in den meisten Broadway Theatern, gibt es eigentlich keinen schlechten Sitz. Selbst von den hinteren Reihen des Parketts hat man eine ungehinderte Sicht auf die Bühne und durch etwas Entfernung den perfekten Überblick über Choreographie, Bühnenbild und Beleuchtung.

Das Bühnenbild und die Kostüme sind bunt und nur in Details an die Epoche von Shakespeare angepasst. Gleiches gilt für das großartige Bühnenbild, das sich immer wieder verwandelt und den Zuschauer mit Hilfe von Projektionen an verschiedene Orte bringt.

 

&Juliet hat die Erwartung eines netten Musicalabends bei weitem übertroffen. Nicht nur die Songs und Darsteller sind absolut mitreißend auch die Story, Choreographie und Design sind unglaublich unterhaltend und tragen zu einem perfekten Musicalbesuch bei. Gleiches gilt für den Sound, der für ein Musical zwar ungewohnt laut, aber für das Stück absolut passend ist.  Die Show ist absolut zu empfehlen, auch wenn man Jukebox Musicals vielleicht etwas kritisch gegenüber steht.

 

 

Die Cast

Julia wird gespielt von der stimmlich herausragenden Lorna Courtney (Dear Evan Hansen, West Side Story). Sie überzeugt auch mit ihrem Schauspiel und Tanz und führt dazu, dass man Julia immer anfeuert, auch wenn sie manchmal nicht die besten Entscheidungen trifft.

 

Austin Scott (Hamilton, Girl from the North Country) hat vor einiger Zeit die Rolle des Shakespeare übernommen. Seine Bühnenpräsenz ist absolut überragend, genau wie sein Gesang. Es war schwer, das Auge von ihm abzuwenden, wann immer er auf der Bühne war.

 

Shakespeares Frau, Anne, wird gespielt von Betsy Wolfe (Waitress) und auch sie sticht mit hervorragendem Gesang hervor. Sie ist ein absolutes Highlight dieser Produktion. Anne ist von der ersten Minute an unglaublich witzig und clever und lässt sich von ihrem dominanten Mann nicht unterkriegen.

 

Nicholas Edwards spielte die Rolle von Lance, die ansonsten durch Paulo Szot besetzt ist. Er brachte den Stolz aber auch die Sorge um seinen Sohn Francois glaubhaft herüber. Der Charakter hat eine harte Schale, aber er präsentiert am Ende auch seinen weichen Kern.

 

Die stimmgewaltige Melanie La Barrie spielte eine liebevolle und sich sorgende Nanny. Auch sie findet am Ende ihre Stärke und ihr eigenes Glück.

 

Francois wurde von Philippe Arroyo verkörpert. Diese Rolle markiert sein Broadway-Debüt und dieses lässt nichts zu wünschen übrig. Der Gesang ist, wie bei allen Darstellern, hervorragend. Aber auch sein Schauspiel ist sehr überzeugend. Der Charakter geht durch viele

Zweifel und Unsicherheiten und wächst innerhalb des Stückes sehr, bis er schließlich seinen großen Durchbruch feiert.

 

Ebenfalls ein Broadway-Debüt feierte Justin David Sullivan in der Rolle des May. Der Charakter ist Non-Binär, was von keinem Charakter im Stück irgendwie negativ kommentiert wird. May wird einfach akzeptiert und geliebt, auch wenn der Charakter selbst durch einige Zweifel geht. Justin David Sullivan füllt diese Rolle absolut wunderbar aus.

 

Romeo (ja auch er bekommt seinen Auftritt) wurde von einem weiteren Broadway Debütanten, Ben Jackson Walker, gespielt. Dieser Romeo ist ein ganz anderer Charakter, als man eigentlich erwarten würde. Aber nichts ist in dieser Version von Romeo und Julia wie erwartet.

 

Das große Ensemble bestand aus Andrew Chappelle, Virgil Gadson, Makai Hernandez, Bobby Horner, Joomin Hwang, Megan Kane, Joe Moeller, Ava Noble, Veronica Otim, Matty Raffy und Rachel Webb, die sowohl ihre kleineren Rollen sehr gut verkörperten als auch durch gesangliche Qualität und besonders durch die hervorragend umgesetzte Choreographie bestachen.

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