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Kritik - Ludwig 2 / Autorin: Jenny Wagner

Ludwig 2 - Das Musical

 

Füssen

25.08.2024

Festspielhaus Neuschwanstein

 

Autorin: Jenny Wagner

 

Der König ist zurück - Ludwigs Erbe am Originalschauplatz seines Lebens

Das Musical "Ludwig 2" beschreibt das Leben König Ludwigs II. von Bayern in aller Pracht und Tragödie. Es ist das langjährige Parademusical des Füssener Festspielhauses mit Blick auf Schloss Neuschwanstein. Damit wird es am Originalschauplatz von Ludwigs Leben aufgeführt, was Stück, Geschichte und dem Festspielhaus eine ganz eigene Magie vermacht. Ich hatte die Chance es am 25. August zum Geburtstag von König Ludwig im Festspielhaus als besondere und einzigartige Aufführung zu sehen.

 

Das Musical

Der König war einst ein aufgeweckter junger Prinz, welcher sich schon immer mehr für die Künste als für Politik interessierte. Dies war insbesondere seinen Eltern ein Dorn im Auge, da er als erstgeborener Sohn seinen Vater auf dem Thron beerben würde. Doch sein Kindermädchen, Sybille Meilhaus, berichtete stets von ihren Vorstellungsbesuchen und machte Ludwig so auch mit dem Komponisten Richard Wagner vertraut. Besonders der Lohengrin hatte es Ludwig angetan. Einzig seine Cousine Elisabeth von Bayern verstand seine Interessen. Beide sind zusammen aufgewachsen und eng miteinander vertraut. Die Zuneigung der beiden hatte allerdings keine Chance, da Elisabeth zur Kaiserin von Österreich und Ludwig mit ihrer Schwester Sophie verlobt wurde. An dieser Verlobung hielt Ludwig aufgrund seiner romantischen Vorstellung einer Ehe jedoch nicht fest.

Sobald sein Vater verstarb, musste Ludwig als Pazifist den Thron besteigen und sich trotz eigener Abneigung den Regentschaftsangelegenheiten widmen. Er versuchte zwar seine Zeit weiterhin mehr auf Kunst, Wissenschaft und Technologie zu verwenden, doch dies war den Grafen in Bayern zuwider und sie begannen an Ludwig und seiner Regentschaft zu zweifeln. Sie bedrängten Ludwig seinen Bruder Prinz Otto in den Krieg zur Unterstützung Preußens zu entsenden, woraufhin dieser aufgrund der im Krieg erfahrenen Gräuel in psychische Behandlung bei Dr. Gudden kam. Ludwig hatte nach Sissi erneut einen geliebten Menschen an die Welt verloren und vereinsamte zusehends. Nur sein Adjutant Graf Dürckheim war ihm noch ein echter Freund und der Baubeginn des Schlosses Neuschwanstein eine echte Freude. Dieses wurde jedoch nie fertiggestellt, da der König durch ein Komplott seiner Grafen für verrückt erklärt und der Macht enthoben wurde.

 

Das Musical erlebte seine Uraufführung am 11. März 2005 im Festspielhaus Neuschwanstein. Es läutete die Wiederauferstehung des Festspielhauses nach der Finanzkrise und dem damit verbundenen Untergang des Stücks "Ludwig II - Sehnsucht nach dem Paradies" ein.

Komponiert wurde das opulente bayrische Stück von Konstantin Wecker, Nic Raine und Christopher Franke. Buch und Liedtexte stammen von Rolf Rettberg. Die aktuelle Bühneninszenierung stammt von Benjamin Sahler (Co-Regie Martin Markert) mit einer Choreographie von Stefanie Gröning (Co-Choreo Julian Wejwar). Die musikalische Leitung hat Florian Appel. Am Festspielhaus spielt derzeit kein Orchester, in diesem Stück gibt es aber dennoch für die Darstellenden einen Dirigenten, welcher insbesondere Tempo und Tonintensität anleitet.

 

Das Musical "Ludwig 2" wurde für die einzigartige Drehbühne des Festspielhauses geschrieben. Die Szenerie wechselte vielfach und wurde durch allerhand Requisiten zum Leben erweckt. Besonders markant war dabei der große, schwere und weitläufige Schreibtisch von König Ludwig. Da das Stück am Foggernsee spielt, beherbergt die Bühne zudem einen Pool, um den See und die historischen Szenen authentisch darzustellen. Auch dient dieser dazu die Bezeichnung Ludwigs als Schwanenkönig zu unterstreichen und diese Symbolik umzusetzen. Bühne und Saal wuden in stimmungsvolle Lichteffekte getaucht. Es kamen opulente und authentische zeitgenössische Kostüme zum Einsatz. Besonderen Wiedererkennungswert hatte dabei König Ludwigs blaue Unifom und Kaiserin Elisabeths markantes weißes Kleid.

 

Das Musical "Ludwig 2" ist eines der wenigen Longrun Stücke Deutschlands. Für dessen volle Entfaltung benötigt es unbedingt seine Heimatspielstätte, das Festspielhaus Neuschwanstein, um dieses Stück in aller Detailtiefe zum Leben zu erwecken. Ein Besuch in Bayern lohnt sich definitiv, um die Magie sowie die Tragödie vom Leben König Ludwigs zu erleben. Da es sich an der Historie seines Lebens entlang orientiert, ist es größtenteils ein "schweres" Stück mit bedeutungsschweren Liedtexten. Als Klassiker der deutschen Musicalszene hat dieses Stück seine Daseinsberechtigung als Must-See in festen Spielblöcken seit 2018 allerdings stets unter Beweis gestellt.

 

Die Cast

Marc Trojan brillierte in der Geburtstagsshow als Ludwig der II. mit viel Gefühl und Ernsthaftigkeit. König Ludwigs Gemüt wurde greifbar an das Publikum übertragen. Es war eine authentische und gesanglich außerordentliche Darbietung. Inbesondere schauspielerisch wurde von Trojan jede Facette der Figur zum Leben erweckt.

 

Als Prinz Ludwig spielte herrlich aufmüpfig Hannes Adam.

 

Dr. Gudden wurde von Alexander Kerbst dargestellt. Die Zerrissenheit angesichts seines Parts im Machtspiel der Grafen war glaubwürdig und spürbar.

 

Kaiserin Elisabeth porträtierte Antonia Streitenberger als starke Frau. Schwierige gesangliche Passagen meisterte sie scheinbar mühelos. Gleichzeitig hatte ihr Spiel eine Leichtigkeit, welche an die junge Sissi erinnerte.

 

Andrea Jörg spielte Ludwigs Kindermädchen Sybille Meilhaus sehr liebevoll.

 

Graf Dürckheim als Sympathieträger wurde von Michael Thurner grandios umgesetzt. Inbesondere das Freundschaftsduett intonierten Thurner und Trojan mit unglaublich viel Gefühl.

 

Als Prinz Otto gilt ein goßes "Bravo" an Immanuel Grau, insbesondere für die glaubwürdige Darstellung des kriegsgeplagten Prinzen.

 

Den Judas der Grafen, Freiherr von Lutz, spielte Daniel Mladenov herrlich kraft- und eindrucksvoll.

 

Sophie aus Bayern spielte Finola Schulze kindlich naiv mit toller Bühnenpräsenz.

 

Schattenmann Martin Markert bot ein hammer Solo, welches direkt ins Herz ging. Es war für mich einer der gefühlvollsten und besondersten Momente des Stückes. Ich fühlte mich wie eingesogen und kann die Empfindungen während dieser Darbietung nicht in Worte fassen. Man muss es selbst erleben.

 

Als Schwan setzte Anna Martens im See den Schwanentanz elegant und kunstvoll in Szene.

 

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