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Kritik - Saturday Night Fever / Autorin: Jana Diener

Saturday Night Fever

 

Theater am Marientor

DUISBURG

05.10.2025

 

Autorin: Jana Diener

 

Am 5. Oktober 2025 machte die aktuelle Tourproduktion von „Saturday Night Fever“ Halt im Theater am Marientor in Duisburg. Veranstalter ist Showslot, der mit dieser Produktion bereits in mehreren großen Städten gastierten und sich nun dem Ende der Tour nähert. Trotz einer eher schwach besuchten Mittagsvorstellung gelang es dem Ensemble, das Publikum mitzureißen und den Saal in ein wahres Disco-Fieber zu verwandeln.

 

Das Musical

Die Bühnenfassung orientiert sich eng am gleichnamigen Kultfilm aus dem Jahr 1977, in dem John Travolta als Tony Manero zum Symbol einer ganzen Generation wurde. Die Handlung erzählt von einem jungen Mann aus Brooklyn, der tagsüber in einem tristen Alltag gefangen ist und nachts auf der Tanzfläche zum Star wird.

Obwohl die Geschichte selbst keine großen Überraschungen bietet, gelingt es der Inszenierung, sie modern und lebendig auf die Bühne zu bringen. Die Mischung aus mitreißender Musik, temporeichen Tanzszenen und emotionalen Momenten überzeugt von der ersten Minute an.

Bereits das Opening sorgt für Gänsehaut: Der legendäre Bee-Gees-Hit „Stayin’ Alive“ wird im typischen Musical-Stil neu interpretiert und bringt das Publikum sofort in Bewegung. Die bekannten Songs – von „Night Fever“ über „You Should Be Dancing“ bis hin zu „How Deep Is Your Love“ – sind in frischen, modern arrangierten Versionen zu hören, die den Originalsound ehren, aber zugleich einen klaren Musical-Charakter haben.

Besonders gelungen ist die musikalische Dramaturgie:
Das Leitmotiv „Stayin’ Alive“ taucht immer wieder auf – mal als mitreißender Disco-Hit, mal als ruhige, fast melancholische Ballade. Diese ruhigeren Versionen begleiten die Momente, in denen verschiedene Figuren über ihr Leben, ihre Entscheidungen und Zweifel nachdenken. So entsteht eine feine emotionale Verbindung zwischen den einzelnen Szenen, ohne dass die Grundenergie des Stücks verloren geht.

Das Bühnenbild nutzt Lichteffekte, Spiegelkugeln und bewegliche Elemente, um das Gefühl eines echten New Yorker Nachtclubs der 70er zu erzeugen. Grellbunte Farben, Schlaghosen und Glitzerstoffe prägen die Kostüme und holen die Disco-Ära optisch perfekt ins Jetzt.

Die Choreografien sind das Herzstück des Musicals: energiegeladen, präzise und abwechslungsreich. Das Ensemble tanzt mit beeindruckender Synchronität und Freude, besonders in den großen Gruppenszenen. Trotz des bekannten Filmplots bleibt die Spannung erhalten – vor allem durch die emotional stark gespielten dramatischen Wendungen im zweiten Akt.

Wenn Tony nach dem gewonnenen Tanzwettbewerb merkt, dass der Sieg nicht fair war, kippt die Stimmung. Die Leichtigkeit der Disco-Welt weicht Ernst und Nachdenklichkeit. Der darauffolgende Handlungsbogen rund um Bobbys Verzweiflung und seinen Tod ist intensiv inszeniert und zählt zu den stärksten Momenten der gesamten Show.

 

Der Cast

In der Hauptrolle des Tony Manero begeistert Alexander Auler mit einer herausragenden Performance. Er bringt alles mit auf die Bühne, was man für diese Rolle braucht: Energie, Charisma, tänzerische Präzision und eine starke Stimme. Besonders in der Ballade nach Bobbys Tod berührt er das Publikum tief – viele Zuschauer*innen waren zu Tränen gerührt. Auler passt einfach perfekt zu dieser Rolle und füllt sie mit einer Natürlichkeit, die den Charakter greifbar und authentisch macht.

Sandra Bitterli spielt Stephanie Mangano mit Charme und Stärke. Ihre Darstellung zeigt deutlich den inneren Konflikt zwischen Ehrgeiz und Gefühl, zwischen Aufbruch und den Fesseln des alten Lebens. Stimmlich glänzt sie besonders in den ruhigeren Szenen, in denen sie Emotionen fein nuanciert transportiert.

Marije Louise Maliepaard als Annette bringt die verletzliche, aber herzliche Seite ihrer Figur wunderbar zur Geltung. Besonders in ihrem Song „If I Can’t Have You, I Don’t Want Nobody, Baby“ überzeugt sie stimmlich auf ganzer Linie. Hier zeigt sie, welche Kraft in ihrer Stimme steckt – ein klarer Höhepunkt des Abends.

Christian Bock als Bobby C. spielt den tragischen Freund Tonys mit großer Intensität. Seine Entwicklung vom lebensfrohen jungen Mann hin zur verzweifelten Figur gelingt ihm eindrucksvoll und mit viel Feingefühl.

Auch Tim Olcay (Double J), Maximilian Vogel (Joey), Tim Edwards (Frank Jr./Fosco), Simon Lausberg (Frank Manero Sr.), Joey Heindle (Monty) und Daniela Moser (Flo Manero/Clubsängerin) ergänzen das Ensemble hervorragend. Viele der Darsteller bekamen im Verlauf des Stücks die Möglichkeit, in einem eigenen Solosong zu zeigen, was in ihnen steckt. Diese Solomomente sorgten immer wieder für eine angenehme Balance – zwischen den energiegeladenen, kraftvollen Tanzszenen und ruhigeren Passagen, in denen man einfach kurz durchatmen und die Emotionen wirken lassen konnte. Genau diese Mischung ist dem Kreativ-Team besonders gut gelungen.

Das gesamte Ensemble überzeugte mit Spielfreude, starker Bühnenpräsenz und spürbarer Leidenschaft. Gesanglich wie tänzerisch war die Show auf einem hohen Niveau – ein Beweis dafür, dass hier mit viel Herzblut und Professionalität gearbeitet wurde.

 

Fazit

„Saturday Night Fever“ ist eine mitreißende Hommage an die 70er, die den Disco-Kult auf beeindruckende Weise wieder aufleben lässt. Was im Film teilweise langatmig wirkt, wird hier durch Musik, Rhythmus und Emotion zu einem kurzweiligen und stimmungsvollen Theatererlebnis.

Auch wenn die Vorstellung in Duisburg nicht ausverkauft war, gaben die Darsteller alles und begeisterten das Publikum mit Energie, Präzision und echter Spielfreude. Das Finale – ein glitzerndes Medley der bekanntesten Songs – ließ niemanden mehr stillsitzen.

Wer Lust auf Disco-Beats, ikonische Songs und eine emotionale Geschichte hat, sollte sich diese Tourproduktion nicht entgehen lassen.
„Saturday Night Fever“ liefert genau das, was es verspricht – ein Abend voller Tanz, Gefühl und Glanz.

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