Himmel und Hölle
Volkstheater am Rudolfsplatz
KÖLN
28.10.2025
Autorin: Jana Diener
Himmel und Kölle – Wenn Glaubensfragen auf kölschen Humor treffen
Am 28. Oktober 2025 feierte das preisgekrönte Comedy-Musical Himmel und Kölle in der Volksbühne am Rudolfplatz seine große Wiederaufnahmepremiere. Fünf Jahre nach der ersten Erfolgsproduktion kehrt das Stück mit neuem Schwung, bewährtem Humor und einem beeindruckenden technischen Update zurück – und beweist einmal mehr, warum Kölns Kultmusical längst zum festen Bestandteil der rheinischen Theaterszene gehört.
Das Musical
Wer bei Himmel und Kölle einen Abend voller rheinischer Klischees erwartet, liegt nur teilweise richtig. Natürlich darf kölscher Witz nicht fehlen – aber das Stück ist weit mehr als ein lokales Spaßmusical. Im Zentrum steht der junge Pfarrer Elmar, der aus der Provinz in die Großstadt versetzt wird, um dort einen Kollegen zu ersetzen. Gleich in seiner ersten Nacht lernt er die schockierte Kathy kennen, die nach ihrem Junggesellinnenabschied völlig durcheinander ist – und gemeinsam mit Elmar gerät sie in eine Reihe kölscher und zwischenmenschlicher Verwicklungen, die ihren Glauben an sich selbst und an die Liebe ordentlich auf die Probe stellen.
Was das Musical so besonders macht, ist seine Mischung aus Herz, Humor und Alltagsbeobachtungen, die sich sowohl Kölner:innen als auch Nicht-Kölner:innen erschließen. Immer wieder gibt es Szenen, in denen das Publikum laut lacht – sei es wegen einer pointierten Bemerkung über die kölsche Lebensart oder wegen einer überdrehten Situation, in der man sich doch irgendwie selbst wiedererkennt. Und gleichzeitig berührt die Geschichte, wenn sie Themen wie Glaube, Zweifel oder das Suchen nach dem eigenen Platz im Leben anreißt.
Eine echte Neuerung zur aktuellen Spielzeit ist das aufwendig modernisierte Theaterfoyer: Mit einer LED-Installation aus über 24 Millionen Pixeln verwandelt sich der Eingangsbereich der Volksbühne in ein immersives Erlebnis, das eine rasante visuelle Stadtführung durch Köln bietet – vom Dom bis zum Rheinauhafen. Dieses technische Highlight stimmt perfekt auf den Abend ein und zeigt, mit welchem Aufwand und Herzblut das Team von Himmel und Kölle arbeitet.
Der Cast
Die Wiederaufnahmepremiere präsentierte eine hervorragend harmonierende Besetzung, die das Publikum vom ersten Moment an für sich gewann.
Markus Schneider überzeugte als naiver, aber sympathischer Pfarrer Elmar, dessen Mischung aus Unschuld, Begeisterung und Orientierungslosigkeit einfach liebenswert ist. Schneider bringt sowohl gesanglich als auch schauspielerisch genau das mit, was diese Rolle braucht – einen warmherzigen Idealismus, der nie ins Kitschige kippt.
Sharon Isabelle Rupa als Kathy glänzte mit einer kraftvollen Stimme und viel Spielfreude. Ihre lebendige, manchmal herrlich temperamentvolle Art sorgt für frischen Schwung, während Nadine Kühn als Jenny mit ihrer klaren Stimme und charmanten Bühnenpräsenz zusätzliche Energie einbringt.
Vera Bolten als patente Moni begeistert mit Humor und Timing, und Maximilian Lochmüller als Mattes schafft es, aus seiner Figur eine echte Bühnenpersönlichkeit zu machen. Auch Florian Sigmund als Schwaadlappe sorgt mit Wortwitz und Bühnenenergie für viele Lacher, während Jana Luisa Band als Meike und Daniel Berger in seinen verschiedenen Nebenrollen das Ensemble wunderbar abrunden.
Besonders hervorzuheben ist, wie viel Spielfreude und Liebe zum Detail in jeder Szene steckt. Das Ensemble funktioniert wie eine eingespielte Familie – man merkt, dass hier nicht nur Profis auf der Bühne stehen, sondern Menschen, die mit echter Begeisterung dabei sind.
Das Kreativsteam
Auch hinter den Kulissen zeigt Himmel und Kölle, wie viel künstlerisches Können und Leidenschaft in dieser Produktion steckt.
Die Regie übernahm erneut Gil Mehmert, einer der renommiertesten Musical-Regisseure Deutschlands, der mit seinem Gespür für Timing, Witz und Herz die perfekte Balance zwischen Komödie und Emotion findet. Seine Handschrift sorgt dafür, dass das Stück trotz vieler humorvoller Momente nie an Tiefe verliert.
Für die schwungvolle Choreografie ist Yara Hassan verantwortlich, die mit abwechslungsreichen Tanzsequenzen und charmanten Bewegungselementen immer wieder für frische Dynamik sorgt.
Das Bühnenbild stammt von FuFu Frauenwahl, der mit seinem unverwechselbaren Stil eine einzigartige Atmosphäre zwischen comicartiger Farbwelt und realistischem Köln-Flair schafft – visuell modern, aber trotzdem vertraut. Unterstützt wird das Ganze durch das ausdrucksstarke Kostümbild von Judith Peter, die den Figuren mit viel Liebe zum Detail genau die richtige Portion Charakter verleiht.
Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Jürgen Grimm, dessen Arrangements und Klangkonzepte das Stück noch runder machen. In Verbindung mit den einprägsamen Songs von Andreas Schnermann entsteht eine musikalische Mischung aus Swing, Pop und kölschem Sound, die den Abend trägt und für Ohrwürmer sorgt.
Fazit
Mit der Wiederaufnahme von Himmel und Kölle beweist die Volksbühne am Rudolfplatz, dass ein gutes Musical nicht nur mitreißen, sondern auch berühren kann. Es ist ein Stück, das lokale Geschichten erzählt, aber universelle Themen anspricht – über Glauben, Freundschaft, Liebe und das Chaos des Lebens.
Die Kombination aus kölschem Humor, emotionalen Momenten und einem Ensemble, das mit Herz und Leidenschaft spielt, macht den Abend zu einem echten Erlebnis.
Auch wer nicht aus Köln kommt, wird in diesem Musical lachen, staunen – und vielleicht ein kleines Stück vom kölschen Lebensgefühl mit nach Hause nehmen.

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