Tarzan
Stage Theater Neue Flora
HAMBURG
19.11.2025
Autorin: Jana Diener
Foto © Jana Diener
Disney’s TARZAN® – Das Dschungelabenteuer kehrt spektakulär zurück
Am 19. November ging es für uns zur Medienpremiere von Disneys Musical TARZAN® ins Stage Theater Neue Flora – einem Ort, der für viele Fans untrennbar mit der Geschichte dieses Stücks verbunden ist. Nach erfolgreichen Spielzeiten in Oberhausen, Stuttgart und natürlich den früheren Jahren in Hamburg kehrt TARZAN® nun wieder zurück in den Norden und bringt seine bekannte Mischung aus Musik, Emotion und spektakulären Flugmomenten erneut auf die Bühne.
Schon im Foyer wurde schnell klar, dass das Musical-Erlebnis nicht erst mit dem Öffnen des Vorhangs beginnt: Mit liebevoll gestalteten Fotopoints, darunter einer Liane und einer Dschungelschaukel, konnten Besucher*innen direkt in die Welt des Dschungels eintauchen. Auch der Saal selbst war passend atmosphärisch gestaltet, mit Projektionen, die geografische Elemente, Karten und afrikanische Motive zeigten und so perfekt auf die Reise einstimmten, die das Publikum erwartete.
Das Musical
Disneys TARZAN® erzählt die weltberühmte Geschichte des Jungen, der im Dschungel aufwächst, seinen Platz zwischen zwei Welten sucht und schließlich in Jane seine große Liebe findet. Inhaltlich bleibt die Grundstory auch in dieser Hamburger Neuauflage bestehen, jedoch mit einer wichtigen Änderung: Die Figur von Janes Vater wurde gestrichen, wodurch Jane nun deutlich eigenständiger, mutiger und selbstbestimmter dargestellt wird, eine moderne, zeitgemäße Interpretation, die der Rolle spürbar guttut.
Visuell und technisch ist TARZAN® weiterhin eine der eindrucksvollsten Produktionen im deutschen Musicalbereich. Das Bühnenbild wirkt auf den ersten Blick schlicht, dominiert von warmen Dschungelfarben, grünen Strukturen und einem offenen Bühnenraum. Doch genau diese reduzierte Gestaltung schafft Platz für das eigentliche Markenzeichen des Musicals: die spektakulären Luftakrobatiken. Die Darsteller schweben, springen, hängen kopfüber, laufen durch die Reihen, fliegen über die Köpfe des Publikums hinweg oder tauchen plötzlich von Balkonen und Seitengängen auf. Dieses 360-Grad-Erlebnis schafft eine Nähe, die man so nur bei TARZAN® findet.
Auch choreografisch und konzeptionell wurde viel Feinarbeit geleistet: Die Bewegungen der „Gorillas“ sind so authentisch und körperlich präzise, dass man immer wieder vergisst, Menschen auf der Bühne zu sehen. In einigen Momenten unterstützt durch Soundeffekte, etwa Leoparden-Grollen oder Kerchaks mächtige Rufe, entsteht ein immersiver Dschungel, der den gesamten Zuschauerraum einbezieht.
Eine besonders poetische Szene ist Janes erstes Ankommen im Dschungel. Pflanzen, Tiere und sogar Schmetterlinge bestehen komplett aus Darsteller*innen, die die Natur lebendig verkörpern, statt sie über Requisiten abzubilden. Dadurch entsteht eine ganz eigene Ästhetik, die TARZAN® zu einem außergewöhnlichen visuellen Erlebnis macht.
Die Besetzung
Alexander Klaws als Tarzan
Ein Comeback, das man nicht einfach sieht - man erlebt es. Alexander Klaws kehrt in eine Rolle zurück, die wie für ihn geschrieben scheint, und zeigt erneut, warum Tarzan eines der körperlich anspruchsvollsten Musicals überhaupt ist. Kaum ein Darsteller verbindet Singen, Schauspiel und Hochleistungs-Akrobatik so mühelos wie er: Er fliegt im hohen Bogen durch den Saal, hängt kopfüber, rennt, springt, turnt, trägt schwerste körperliche Szenen und bleibt dabei stimmlich vollkommen stabil. Man sieht ihm an, wie anstrengend diese Show körperlich ist – und gleichzeitig wirkt er in jeder Sekunde souverän. Seine Darstellung ist energiegeladen, emotional berührend und voller Spielfreude. Ein Tarzan, der nicht einfach nachgespielt wirkt, sondern gelebt.
Abla Alaoui als Jane
Abla Alaoui bringt eine erfrischend moderne Jane auf die Bühne: neugierig, mutig, klug und voller Herz. Durch die gestrichene Vaterfigur steht Jane nun viel mehr im Mittelpunkt und trifft ihre Entscheidungen selbst – eine Entwicklung, die Alaoui wunderbar verkörpert. Sie balanciert Humor, Charme und Ernsthaftigkeit spielerisch leicht und überzeugt sowohl in ihren gefühlvollen Momenten als auch in den witzigen Szenen zwischen Kultur-Clash und Verliebtheit. Stimmlich liefert sie eine brillante, warme und klare Interpretation der Songs und harmoniert großartig mit Alexander Klaws.
Kerry Jean (Kala) & Dániel Rákász (Kerchak)
Kala und Kerchak sind das emotionale Fundament des Stücks – zwei völlig unterschiedliche Charaktere, die dennoch eine gemeinsame Geschichte und Verantwortung tragen. Kerry Jean schenkt Kala eine bedingungslose, tief berührende Mutterliebe. Ihr erster Moment mit dem kleinen Tarzan ist einer der emotionalsten des Abends.
Kerchak hingegen kämpft zwischen Beschützerinstinkt und strenger Distanz. Rákász zeigt diesen inneren Konflikt kraftvoll, beeindruckend und zugleich verletzlich.
Gemeinsam haben beide ein wunderschönes Duett, das zeigt, wie komplex und dennoch liebevoll diese Dschungelfamilie ist. Eine dynamische Einheit, die dem Stück viel Herz und Tiefe verleiht.
Elindo Avastia als Terk
Terk ist der Wirbelwind des Dschungels – humorvoll, impulsiv, loyal und immer mitten im Geschehen. Elindo Avastia bringt diese Figur mit so viel Energie auf die Bühne, dass er jede Szene automatisch heller macht. Seine Terk-Version ist verspielt, frech und gleichzeitig voller Herz. Besonders in den großen Ensemblenummern ist er ein echter Publikumsliebling und trägt mit Tanz, Power und Timing enorm zur Leichtigkeit des Musicals bei.
Luciano Mercoli als Clayton
Clayton ist als Charakter das genaue Gegenteil der Dschungelfamilie: ehrgeizig, berechnend und gefährlich. Mercoli bringt diese Kälte und Bedrohlichkeit sehr überzeugend auf die Bühne – ohne jemals ins Übertriebene abzurutschen. Seine Präsenz sorgt genau an den richtigen Stellen für Spannung und bildet den dramaturgischen Gegenpol zu Tarzans behüteter Welt. Stimmlich stark und darstellerisch präzise.
Ensemble
Das Ensemble ist das Herz der Show – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Als Gorillas, Pflanzen, Tiere und lebende Dschungelwelt bewegen sie sich mit einer Mischung aus Tanz, Akrobatik und Körpersprache, die einfach außergewöhnlich ist. Jede Bewegung ist fließend, kraftvoll und gleichzeitig kontrolliert. Besonders bei Janes Ankunft im Dschungel zeigt das Ensemble eindrucksvoll, wie atmosphärisch lebendig Menschen eine ganze Natur erschaffen können.
Fazit
Disneys TARZAN® ist nicht einfach ein Musical – es ist ein Erlebnis, das man mit allen Sinnen wahrnimmt. Diese Medienpremiere hat eindrucksvoll gezeigt, warum das Stück seit Jahren einen ganz besonderen Platz in der Musicalwelt einnimmt. Die Kombination aus emotionaler Geschichte, ikonischer Musik von Phil Collins und der spektakulären 360-Grad-Inszenierung schafft einen Abend, der einen vollständig in den Dschungel zieht.
Besonders wenn man weit vorne sitzt, entfaltet TARZAN® seine volle Wirkung: Man hört das sanfte Surren der Seile, spürt den Wind, wenn ein Darsteller über einen hinwegfliegt, und fühlt den Boden unter den Füßen beben, wenn die Gorilla-Clan-Mitglieder über die Bühne sprinten. Der Leopard steht auf einmal direkt neben einem, Tarzan rauscht aus dem Nichts über den Köpfen entlang und spätestens dann vergisst man, dass man in einem Theatersaal sitzt. Diese Nähe, diese Energie und diese körperliche Präsenz der Darsteller*innen machen die Show einzigartig.
Die Modernisierung an einigen Stellen, vor allem durch Janes stärkere Rolle – tut der Geschichte gut, ohne ihren ursprünglichen Zauber zu verlieren. Die lebendigen Pflanzen, die tänzerisch dargestellten Tiere, die luftigen Flugszenen und das Ensemble, das aus Menschen einen ganzen Dschungel formt, sorgen dafür, dass TARZAN® immer wieder Momente schafft, die staunen lassen.
Unterm Strich bleibt ein Abend, der berührt, begeistert und ab dem ersten Flugmoment fesselt. TARZAN® ist ein Musical, das man nicht nur sieht, sondern wirklich erlebt – nah, emotional, beeindruckend und voller Magie. Ein Comeback in Hamburg, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

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