Interview mit Philipp Büttner

 

Wir haben mit Philipp Büttner über sein aktuelles Engagement bei Grease am

Theater Dortmund und seiner Liebe zum Musical gesprochen.

 

Foto: © Leszek Januszweski

 

Kannst du dich und deinen Beruf bitte einmal vorstellen?

Hi, ich bin Philipp Büttner. Ich bin Musicaldarsteller, Sänger und Synchronsprecher im deutschsprachigen Raum.

 

Du spielst in der Dortmunder Produktion von Grease den Danny Zuko. Wie kam es zu deiner Besetzung, und was hat dich an der Rolle besonders gereizt?

Ich habe bereits bei mehreren Produktionen mit Regisseur Gil Mehmert zusammengearbeitet. Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir diese Rolle vorstellen könnte. Besonders gereizt hat mich daran, dass sie viel Tanz beinhaltet, etwas, das bei

vielen Hauptrollen, die ich spiele, oft zu kurz kommt. Und natürlich ist es ein Kultmusical, und die Vorstellung, Teil eines Stücks zu sein, das wirklich jeder kennt, hat mich sofort begeistert.

 

Danny Zuko ist ja eine echte Kultfigur. Wie nähert man sich einer Rolle, die so ikonisch ist – und gleichzeitig die eigene Handschrift behalten möchte?

Danny Zuko ist eine echte Kultfigur. Zur Vorbereitung habe ich mir den Film und auch Grease Live angeschaut und mich gern davon inspirieren lassen. Ganz ohne Hemmung, weil diese Figur so ikonisch ist. Und da ich nicht John Travolta bin, entsteht automatisch meine eigene Version.

 

Wie würdest du Danny als Figur beschreiben? Was steckt unter seiner coolen Fassade?

Trotz des Witzes und der Leichtigkeit des Stückes empfinde ich Danny als eine tragische Figur. Er kommt aus einem Elternhaus, in dem sich niemand wirklich um ihn kümmert, und ihm fehlt eine stabile Basis. Außerdem kann er anfangs nicht zu seinen eigenen Gefühlen stehen und richtet sich ständig danach, wer gerade um ihn herum ist. Erst im Verlauf des Stücks lernt er, authentischer zu werden. Leider ist Sandy bis dahin oft die Leidtragende.

Diese Entwicklung macht die Rolle für mich besonders spannend.

 

Grease ist seit Jahrzehnten ein Publikumsliebling. Warum, glaubst du, funktioniert die Geschichte auch heute noch?

Auch wenn Grease nicht meine Generation ist, glaube ich, dass die Musik eine enorme Nostalgiekraft hat. Viele Menschen verbinden diese Songs mit ihrer Jugend und werden sofort in frühere Lebensmomente zurückversetzt. Dazu kommt die typische Highschool-Welt, die universell funktioniert: erste Liebe, Unsicherheiten, Freundschaft, Selbstfindung. Dieser Mix aus Komödie und etwas sehr Menschlichem macht Grease zeitlos.

 

Welche Themen von Grease sind für dich besonders relevant – gerade in der heutigen Zeit?

Für mich stehen der Umgang miteinander und der Umgang mit sich selbst im Mittelpunkt. Wichtig ist mir, dass man die Geschichte nicht so versteht, dass sich ‚die Frau für den Mann verändern muss‘. Es geht vielmehr darum, dass zwei junge Menschen erwachsen werden und sich weiterentwickeln, füreinander und für sich selbst. Danny verändert sich ebenso wie Sandy. Diese gegenseitige Entwicklung macht die Geschichte so relevant.

 

Wie war der Probenprozess hier am Theater Dortmund? Was hat die Arbeit mit Regisseur Gil Mehmert für dich ausgemacht?

Der Probenprozess war sehr intensiv. Besonders für mich, weil ich parallel zu Grease in Dortmund auch Tarzan in Hamburg geprobt habe. Dadurch mussten wir sehr schnell arbeiten. Aber genau das zeichnet Gils Arbeitsweise aus: zielgerichtet, detailreich, keine Zeitverschwendung. Vom kleinsten Umbau bis zur feinsten szenischen Nuance bekommt alles viel Aufmerksamkeit. Diese Effizienz war für mich in der Doppelbelastung absolut

notwendig.

 

Das Ensemble von Grease ist groß und energiegeladen. Wie würdest du die Zusammenarbeit auf und hinter der Bühne beschreiben?

Die Zusammenarbeit war super harmonisch. Wir haben viele junge Menschen im Ensemble, einige noch im Studium, andere am Anfang ihrer Karriere. Diese Energie und Frische zu erleben ist großartig und sie passt perfekt zum jugendlichen Spirit des Stücks. Wir hatten viel Spaß und eine sehr schöne Probenzeit.

 

Gibt es eine Szene oder einen Song, der dir persönlich besonders am Herzen liegt?

Für mich ist ‚You’re the One That I Want‘ ein absoluter Höhepunkt. Bei der Premiere ist das Publikum in diesem Moment förmlich ausgerastet und damit hatte ich in diesem Maß nicht gerechnet. Diese Energie auf der Bühne ist einfach fantastisch.

 

Grease lebt von Musik, Bewegung und Rhythmus – wie bereitest du dich körperlich und stimmlich auf so eine Produktion vor?

Stimmlich liegt diese Partie für mich sehr angenehm. Die Rollen, die ich sonst singe, sind deutlich schwieriger. Die Herausforderung bei Grease ist das Tänzerische. Ich mache zwar viel Sport und spiele parallel körperlich sehr anspruchsvolle Rollen wie in Hercules oder

Tarzan, aber bei Grease musste ich wegen meiner geringen Probenzeit viel für mich allein üben. Und weil wir das Stück nicht täglich spielen, muss ich die Tänze in Hamburg regelmäßig wiederholen, damit sie im Körper bleiben.

 

In dieser Inszenierung wird das Stück mit englischen Songs und deutschen Dialogen gespielt. Wie wirkt sich das auf deine Arbeit und das Spielgefühl aus?

Das ist für mich ganz normal. Ich habe schon öfter in solchen Produktionen gespielt und spreche privat viel Englisch mit Kollegen. Für mich fühlt sich das völlig natürlich an und beeinflusst meine Arbeit überhaupt nicht.

 

Viele verbinden Grease mit reiner Nostalgie und 50er-Jahre-Feeling. Was macht die Dortmunder Inszenierung für dich besonders oder vielleicht auch moderner?

Ich kann sie mit keiner anderen vergleichen, weil ich Grease noch nie in einem anderen Haus gesehen habe. Aber unsere Version ist unglaublich schnell, energiegeladen, witzig und voller Charme. Man merkt, wie viel Arbeit und Liebe zum Detail in dieser Fassung steckt.

 

Was möchtest du, dass das Publikum nach dem Abend mitnimmt?

Beziehungen funktionieren nur, wenn sich beide bewegen und beide an sich arbeiten. Weiterentwicklung ist nichts Negatives. Im Gegenteil, sie kann einen bereichern. Es geht um gegenseitiges Wachstum und das Erwachsen werden.

 

 

Zum Abschluss: Was bedeutet dir persönlich Theater – und speziell das Musical – heute?

Ich mache diesen Beruf seit 12 Jahren und es war immer mein großer Lebenstraum. Ich wollte nie etwas anderes machen und es ist für mich der schönste Beruf der Welt. Ich habe mehr erreicht, als ich mir je erträumt hätte, und ich bin unglaublich dankbar.

Das größte Privileg ist, in erfolgreichen Produktionen wie Tarzan oder Grease zu stehen, die so viele Menschen begeistert sehen wollen. Manche Stücke sollen berühren und gesellschaftskritisch sein, andere schenken einfach eine Auszeit vom Alltag. Die Möglichkeit zu haben, Menschen glücklicher nach Hause zu schicken, als sie gekommen sind, ist einfach wundervoll.