Wir haben mit Karim Khawatmi über sein erstes Treffen mit Udo Jürgens,
seinen Job als Fotograf und seine bisherigen Pannen gesprochen.
Quelle: https://www.musical1.de/darsteller/karim-khawatmi/
Kannst du dich und deinen Beruf kurz vorstellen?
Ich bin Karim Khawatmi und ich bin Musicaldarsteller, Sänger, Schauspieler Synchronsprecher und Fotograf. Ich habe tatsächlich schon in der Grundschule angefangen im Chor zu singen. Im Gymnasium hat sich das dann so durchgezogen, zusätzlich habe ich dort noch in einer
Schülerband gespielt und Gesangsunterricht genommen. Nach dem Abschluss wollte ich Psychologie studieren, habe das aber nach einem Semester abgebrochen. Denn während des Studiums habe ich beim Bundeswettbewerb für Gesang teilgenommen und diesen überraschend gewonnen. Von da an hatte mich das Fieber gepackt und ich bin zum Musical und mach das jetzt schon seit über 25 Jahren leidenschaftlich gerne.
Aktuell mache ich aber vermehrt Konzerte, Synchronsprechen und arbeite als Fotograf.
Du bist seit einigen Jahren eng mit Udo Jürgens verbunden. Unter anderem durch „Ich war noch niemals in NY“ und jetzt bietest du mit den Musicalpeople verschiedene Abende mit den Liedern von Udo Jürgens an. Was macht die Musik
von Udo Jürgens in deinen Augen so besonders, dass die Menschen sie immer noch gerne hören?
Ich finde das seine Texte, nach wie vor, Zeitlos und allgemein gültig sind. Denn man kann sie auf so viele Situationen im heutige Weltgeschehen aber auch auf seine persönliche Situation, die individuelle Erfahrung, beziehen und sie verlieren nicht an Bedeutung.
Musikalisch hat er sehr spannend geschrieben, denn ich empfinde seine Musik als nicht vorhersehbar. Wenn ich eine Strophe höre, weiß ich oft noch nicht wo der Refrain hingeht. Und das empfinde ich als sehr spannend und intelligent gemacht von Udo Jürgens.
Mich hat beides, Text und Musik, sofort angesprochen und berührt. Und ich finde es bis heute schade, dass ich mich in meiner Kindheit und Jugend viel zu wenig mit Udo Jürgens beschäftigt habe und deshalb ist es umso schöner, dass es dann doch noch passiert ist.
Du durftest Udo Jürgens persönlich kennenlernen und später auch fotografieren. Kannst du dich noch an die erste Begegnung erinnern?
Die erste Begegnung war bei den Proben zu „Ich war noch niemals in New York, die er sich angeschaut hat. Ich war fürchterlich aufgeregt, aber es war von seiner Seite her völlig entspannt. Das war das Schöne und hat es für mich dann entspannt gemacht, ihn kennenzulernen und mich immer mehr mit ihm auszutauschen. Diese Begegnung, dieses Kennenlernen hat mich nachhaltig so geprägt, dass ich diese Konzerte immer noch mit dieser Leidenschaft mache.
Apropos Fotografieren. Dies ist ja dein zweites Standbein und du hattest schon viele bekannte Kollegen vor der Linse. Was ist daran das Besondere?
Es ist so spannend, denn ein Teil der Kollegen, die ich fotografiert habe, schlüpfen beim Shooting sofort wieder in eine Rolle, die es dann zu knacken gilt, um das Wahre Ich oder die wahre Person zu sehen. Zu sehen, ob die Person verletzbar ist oder nicht so souverän. Ich versuche die Person zum lachen oder zum nachdenken zu bringen oder eine neue Seite der Person zu sehen und abzulichten. Und genau dies ist der Grund warum ich die Porträtfotografie noch immer mache, denn es kommt einem Regisseur sehr nahe. Ein Regisseur versucht auch, vieles aus einer Person raus zu kitzeln und die Eigenschaften die jemand mitbringt auch wieder ein zu bringen. Und auch ich versuche dies als Fotograf zu beachten, denn nur wenn ein Foto authentisch wirkt überzeugt es auch den Betrachter. Und so ist es beim Schauspiel und auch der Musik.
Bei wem warst du am aufgeregtesten?
Tatsächlich bei Udo Jürgens, denn ich wollte das natürlich so gut wie möglich machen und war so überwältigt von dem Vertrauen was mir da entgegengebracht wurde. Ich habe mir da einfach vorab viel zu viele Gedanken gemacht, die gar nicht nötig waren.
Denn er war so entspannt und hat sich von mir führen lassen, hat mich Dinge ausprobieren lassen und so konnte ich auch schnell runterkommen und die Nervosität ablegen.
Gibt es einen besonderen Menschen den du gerne mal fotografieren würdest? Den du gerne mal „knacken“würdest?
Nee, es gibt keine bestimmte Person. Ich finde es immer spannend, wenn man bei Menschen die man fotografiert das Leben sehen kann. Mir geht es oft so wenn ich auf der Straße bin, dass jemand an mir vorbeiläuft und ich denke „Da hätte ich jetzt Lust", "den würde ich gerne fotografieren, denn der hat ein Interessantes Gesicht“, „bei dem sehe ich, da hat das Leben was mit ihm gemacht“. Und sowas macht das ganze so spannend.
Zurück zur Musik: Was machst du zwischen den verschiedenen Produktionen, Konzerten usw. um dich selber weiterzuentwickeln?
Dadurch, dass ich so viele Dinge nebenher mache, gehe ich gar nicht gezielt auf eine Sache zu, wo ich denke, die könnte mich weiterbringen. Ich glaube in den Dingen, die ich mache, sei es Synchronsprechen, Soloabende, die Konzerte im Sommer oder das
Fotografieren, versuche ich mich immer selber zu fordern. Zusätzlich schaue ich, dass ich immer so viele verschiedene Projekte wie möglich nebeneinander machen kann. Da habe ich das Gefühl es erweitert den Horizont und ich bin immer im Austausch mit ganz vielen anderen Menschen und genieße das von Ihnen zu lernen oder mir Dinge abzuschauen. Ich bin gerade beim Synchronsprechen gerne dabei, wenn es ein guter Regisseur schafft, viel aus mir herauszuholen und vielleicht auch mal eine Seite bei mir entdeckt, die mir vorher gar nicht so bewusst war.
Und das finde ich total spannend, mich immer wieder selber zu neuen Leistungen herauszufordern.
Wenn du dir in der Musicallandschaft eine Rolle aussuchen dürftest welche wäre es?
Ich hätte damals gerne den "Krolock" gemacht. Und ich würde gerne nochmal "Javert" in Les Miserable spielen. Weil, als ich das damals gemacht habe, war ich noch sehr jung. Heute würde ich eine andere Erfahrung, eine andere Farbe in die Rolle legen - auch
stimmlich. Deshalb würde ich das gerne ausprobieren, um zu sehen ob es eine andere Dimension hat.
Was machst du lieber, feste Produktion, Tour oder Konzerte oder von allem ein bisschen?
Eine feste Produktion würde ich nur in Erwägung ziehen, wenn ich es in Berlin machen könnte. Zuhause, weil mir mittlerweile Familie und zu Hause sein am Wichtigsten ist. Ich war auf Tour, aber da habe ich gemerkt, dass viel Zeit, gerade für die Familie, verloren geht, die man auch nicht mehr aufholen kann. Ich habe das bei unserer kleinen Tochter gemerkt, wie sehr sie das genießt, dass wir zu Hause sind, für sie da sind. Deshalb ist es mir wichtiger, dass ich Konzerte mache oder wenn es was Längerfristiges wäre, könnte ich mir eine Minitour oder eben ein Engagement in Berlin vorstellen. Da weiß ich dann, ich steh abends auf der Bühne aber ansonsten bin
ich zu Hause bei der Familie. Dies ist mir mittlerweile wichtiger geworden. Da habe ich nicht mehr den Ehrgeiz herumzureisen.
Man wird da geerdeter. Das ist wirklich so und jeder der Familie, gerade in diesem Beruf hat, weiß was er da opfert. Auch Freundschaften die ich jahrelang nicht richtig pflegen konnte, weil ich entweder auf Tour oder in einer anderen Stadt war. Dann hast du montags frei, fährst
nach Hause und deine besten Freunde müssen arbeiten, oder sind kaputt von der Arbeit und so bleiben dann viele Freundschaften auf der Strecke.
Pleiten, Pech und Pannen. Passieren immer wieder und passieren auch den Besten. Was ist dir schon passiert oder was fällt dir hierzu ein, was du mit uns teilen möchtest?
Texte vergessen. Mittlerweile kann ich mich ganz gut retten. Aber ich hatte auch schon witzige Situationen, gerade weil die Kollegen wissen, dass ich eine Lachwurzel bin. Wenn man mich auf der Bühne zum Lachen bringt, bekomme ich einen Krampf im Hals und kann nicht mehr sprechen oder singen. Als wir hier in Stuttgart - im Musical Ich war noch niemals in New York - waren, haben
wir uns auch gegenseitig auf der Bühne Scherze erzählt. Bei der Nummer „Bleib doch bis zum Frühstück“ hat man mich so zum lachen gebracht, das ich den ganzen Song verlacht habe. Ich konnte nicht mehr, habe aber immer wieder versucht anzusetzen,
aber es kam einfach nicht raus. Das ist so grausam und war ein traumatisches Erlebnis, aber sowas passiert.
Musicalpeople bieten ja ein abwechslungsreiches Programm an. Was macht die Zusammenarbeit hier für dich besonders reizvoll? Was macht besonders viel Spaß?
Das ist wie eine große Familie. Wir geben uns gegenseitig so viel Vertrauen, es ist abwechslungsreich, keiner ist besser als der andere und wir ziehen alle an einem Strang. Wir Künstler und die Band haben viele Freiheiten z.B. bei der Songauswahl und stoßen
mit unseren Ideen auch immer auf offene Ohren. Klar braucht es einen der das ganze führt und organisiert, aber das Ganze nicht von oben herunter. Und das macht es so schön, denn nichts ist schöner, als wenn du auf der Bühne stehst und Lieder singen darfst mit denen du dich wohl fühlst.
Es ist ein entspanntes Arbeiten, was man nicht immer bei dieser Arbeit hat.
Danke für deine Zeit und das tolle Gespräch