Wir haben Philipp Hägeli am Premierentag von Robin Hood getroffen und
mit ihm über seinen Job als Coach, seine beiden Rollen in der kommenden
Spielzeit und die Beziehung zu seinen Fans gesprochen.
Quelle: Instagram Philipp Hägeli
Hier könnt ihr euch das passende Video zum Interview anschauen:
Fangen wir damit an, dass du dich und deine Rolle einmal vorstellst.
Okay, also normalerweise spiele ich ja „King John“. Das ist einer der beiden Widersachern von Robin Hood. Der, der die ganzen Steuern eintreibt, die der Robin Hood nachher wieder stiehlt. Und heute spiele ich aber tatsächlich „Guy von Gisbourne“. Das ist im zweiten Akt der Sheriff von Nottingham, der im Auftrag von King John wiederum „Robin Hood“ fangen soll.
Du hast schon längere Erfahrungen im Showbusiness. Und wie ist das mit der Nervosität vor Auditions oder Premieren, wie heute Abend zum Beispiel? Bist du durch deine Erfahrung die Ruhe selbst? Oder gibt es trotzdem Momente, wo du nervös bist?
Nervosität vor Auditions und vor Premieren ist schon mal ein bisschen was anderes. Bei einer Premiere hat man eine lange Probenzeit hinter sich. Im Normalfall weiß man Bescheid, was man da zu tun hat. Heute ist auch nochmal eine Besonderheit, weil wir ja schon in Fulda und in München gespielt haben. Es ist also hier eine Premiere in Hameln. Es ist jetzt nicht ganz so eine Riesenaufregung wie zum Beispiel bei einer Welturaufführung. Trotzdem werde ich heute auch noch etwas nervöser sein als beispielsweise bei der letzten Probe.
Neben dem Beruf des Musicaldarstellers bist du auch im Coaching tätig. Wie kann man sich das vorstellen und was genau ist deine Intention dahinter?
Als Coach arbeite ich mit Menschen, die nicht auf einer Bühne stehen, aber trotzdem für ihren Beruf vor anderen Menschen sprechen und sich präsentieren müssen, an der Nervosität, Körpersprache und der Stimme. Und da schauen wir dann, wie man eben diese Nervosität verringern kann.
Heute Abend feiern wir die Premiere von „Robin Hood“ in Hameln. Und du wirst in dieser Spielzeit, wie du eben schon erwähnt hast, wieder als Erstbesetzung in King John und Cover Guy von Gisbourne zu sehen sein. Beide Rollen sind in der Kategorie der Anti-Helden anzuordnen. Trotzdem sind sie verschieden. Was macht dir an der jeweiligen Rolle am meisten Spaß und was macht die beiden Rollen besonders?
King John ist sehr cool. Ich meine er ist der König. Das ist immer was besonderes. Ich habe als King John tolle Kostüme, tolle Umhänge. Ich habe diese richtig großartige Szene am Ende des ersten Aktes, die ich fast allein bestimme und welche am Schluss auch endet auf dem Thron. Und Gisbourne, der hat sehr tolle und zum Teil auch anspruchsvolle Songs zu singen und kann eine größere emotionale Bandbreite zeigen als der König.
Wie hast du dich auf die Rollen von „Robin Hood“ vorbereitet? Hast du dazu Filme, Dokumentationen oder Bücher angeschaut? Oder hast du spontan durch das Drehbuch gespielt?
Ich bin jemand, der tatsächlich sehr intuitiv und sehr auf das Stück bezogen versuche, die Rolle zu entwickeln. Ich habe geschaut, was ist in diesem Stück, wie sind hier die Rollen beschrieben und was kommen hier für Szenen vor. Natürlich habe ich auch verschiedene Robin Hood Filme im Kopf und habe auch als Vorbereitung noch einen angeschaut, der tatsächlich auch nah an dieser Version dran war. Ich versuche das aber immer darauf aufzubauen, was wirklich im Stück gesagt und erzählt wird.
Welche Szene von Gisbourne und King John bereitet dir am meisten Spielfreude?
Am meisten Freude als King John macht mir tatsächlich diese bereits erwähnte Szene am Ende des ersten Aktes. Die ist einfach fantastisch, also auch eben diese Fahrt mit dem Thron, das ist einfach super, ich ende da überall schwebend und singe diese hohe Note. Das ist schon sehr cool. Als Guy definitiv, „Ich oder du“, das ist halt auch grandios, so lange am Stück auf der Bühne zu stehen und einen Song zu singen.
Gibt es Charaktereigenschaften von Gisbourne oder King John, die auch auf dich persönlich zu treffen?
Es gibt bestimmt Charaktereigenschaften, die ich auch mit den beiden Rollen teile, denn jeder Schauspieler nimmt immer Sachen von sich mit in eine Rolle. Und das verstärkt das oder zeigt gewisse Charaktereigenschaften. Bei King John, ist es dieses Exaltierte und Kraftvolle und das sich präsentieren, das gefällt mir schon sehr und entspricht mir auch. Bei Gisbourne muss ich tatsächlich etwas dagegen arbeiten. Ich spreche viel mit den Händen und mit dem Gesicht und da versuche ich das eher alles innen geschehen zu lassen und eben nicht zu viel nach außen zu zeigen. Also da arbeite ich eigentlich fast ein bisschen gegen mein eigenes Material.
Wie viel Freiraum hattest du deinen Rollen, deinen eigenen Touch zu verleihen?
Wir hatten viel Freiraum bei der Erarbeitung der Rollen. Sicherlich gibt es Absprachen, an denen man sich halten muss. Gerade wenn es darum geht, wo man auf der Bühne steht oder wie man mit dem Spielpartner interagiert. Aber doch, wir haben eigentlich einen sehr großen Freiraum bekommen und ich glaube, das macht diese Show auch spannend. Gerade für Leute, die es sich auch öfter anschauen wollen, um eben die verschiedenen Leute in den verschiedenen Rollen zu sehen.
„Spotlight“ Produktionen spielen häufig in kleineren Theatern. Du hast aber durch Stage auch schon an großen Häusern spielen dürfen. Welche Atmosphäre hat dir als Künstler besser gefallen und welche gefällt dir als Zuschauender besser?
Ich glaube jedes Haus, unabhängig von der Größe, hat seinen ganz eigenen Charakter. Jede Bühne ist anders. Ich achte da zum Beispiel auch darauf, wo das Publikum ist, wo ich hingucken muss. Da fällt mir jetzt spontan die neue Flora ein. Da geht es steil nach oben. Da hat man ein viel umfassenderes Gefühl vom Publikum. Ich mag aber tatsächlich die älteren, kleineren, die schöneren Häuser ein bisschen mehr. Ich kann jetzt aber kein Lieblingshaus benennen.
Die Fangemeinschaft von „Spotlight“ und insbesondere „Robin Hood“ ist seit der Premiere in Fulda 2022 immer weitergewachsen und mittlerweile sehr groß. Manche Fans besuchen die Show mehr als einmal. Motiviert es euch KünstlerInnen, wenn es so einen großen Rückhalt von den Fans gibt und Fans auch für euch zu den Spielorten reisen?
Das ist tatsächlich etwas sehr Besonderes hier bei Spotlight, finde ich. Dass die Fans so treu sind und eben auch öfter als einmal kommen. Ich weiß von Leuten, die waren 100-mal da zum Beispiel. Das ist toll. Gerade im Sommer war ich auch in Fulda. Das war unglaublich, dass Menschen auch nach jeder Vorstellung noch dastanden. Wir kriegen schöne Geschenke. Und auch die Atmosphäre und die Stimmung im Publikum ist auch immer eine ganz besondere. Ich habe das Gefühl, es ist ein bisschen persönlicher hier bei „Spotlight“. Also bei so einer großen Show ist es vielleicht nur die Show, die die Zuschauer anlocken. Und hier ist es tatsächlich auch die Show, aber auch die einzelnen Darsteller. Die Fanliebe spüren wir.
Und zum Schluss möchten wir dich fragen, ob du spezielle Rituale oder sich immer gleich eine Abläufe hast, bevor eine Show beginnt.
Das ist tatsächlich ein bisschen schwierig, weil eben jedes Theater so anders ist und wir irgendwie anders rumgehen müssen oder die Garderobe irgendwie anders liegt. Gewisse Sachen ergeben sich aus dem Ablauf. Ich muss immer zur selben Zeit das Mikro holen und dann den Soundcheck machen und so weiter. Ich habe jetzt meinen Hund dabei, deswegen ist es meistens noch kurz eine Gassi-Runde vorher, damit er nachher die Show über still bleiben kann.